Oft hören wir die Sätze «Mein Keller ist mir genug Weinkeller» oder «ein Weinlager braucht kein Mensch». Wir können solche Sätze natürlich nachvollziehen, denn nicht jeder braucht tatsächlich einen eigenes Weinlager. Zum Beispiel meine Mutter: Die trinkt am liebsten einen einfachen Primitivo oder einen Malbec für kleines Geld aus dem Discounter. Da macht Lagern natürlich keinen grossen Sinn. Solche Weine sind meist mit viel Technik auf den sofortigen Genuss getrimmt.
Warm lagern, schneller geniessen?
Auch um Weine nur ein paar Monate zu lagern, genügt der kühlste Ort in Ihrer Wohnung. In der Regel ist das der normale Haushaltskeller. Manch einer denkt vielleicht, wenn die Weine bei ihm im warmen Keller lagern, reifen sie einfach schneller und er kann sie früher geniessen. Doch wer dies denkt, der irrt sich und zwar gewaltig. Ein Test mit Weisswein ergab deutlich wahrnehmbare sensorische Unterschiede. So nimmt die Fruchtaromatik um bis zur Hälfte ab, wenn Sie den Wein bei 22 Grad anstelle der empfohlenen 12 bis 14 Grad lagern (Schneider). Es ist also wissenschaftlich erwiesen, dass es absolut Sinn macht, Weine professionell einzulagern.
Auf ein ähnliches Resultat kam Adrian van Velsen von vvWine.ch, der in einem zehnjährigen Versuch mit einem Bordeaux-Wein des Jahrgangs 2004 Erfahrungen sammelte. Sein Versuch brachte zutage: Sein optimal gelagerter Wein war der, welcher am jugendlichsten daherkam. Das heisst, dass die Alterung mit kühler Lagerung auch bei Rotwein am längsten Genuss verspricht. Wenn Sie also vorhaben, ihrem Enkel, der Tochter oder dem Sohnemann irgendeinen Wein aus dem Geburtsjahrgang auf die Seite zu legen, damit er/sie ihn später geniessen kann, dann bedenken Sie: Ohne geeigneten Weinkeller wird der Genuss nach 20 Jahren geschmälert oder gar unmöglich sein.
Wenn Sie jetzt sagen «das braucht doch keine Mensch“, dann hatten Sie wohl noch nie das Vergnügen, einen gut gereiften Wein zu trinken. Wir versichern Ihnen, es ist ein Hochgenuss!